Miszelle
Veröffentlicht am: 
21. Juni 2023

Call for Papers zum Workshop „Wenn Waffen sprechen: Inschriftentexte auf Waffen als performative Botschaften“ (Berlin, geplant 9. KW 2024)

(For English version see below.)

Das Berliner Antike-Kolleg fördert im Rahmen des Jahresthemas 2023/24 „[Mit] Konflikte[n] umgehen“ das Projekt „Wenn Waffen sprechen: Inschriftentexte auf Waffen als performative Botschaften“. Ausgangspunkt sind römische Schleuderbleie, die mit Inschriftentexten versehen waren. Bei diesen handelt es sich immer wieder um Beleidigungen und Diffamierungen des militärischen Gegners.

Das Phänomen, auf Waffen Beschimpfungen und Verunglimpfungen gegnerischer Truppen, Machthaber oder Bevölkerung aufzubringen, soll Gegenstand eines zweitägigen interdisziplinären Workshops sein. Gesucht werden Beiträge aus den historischen Wissenschaften, aber auch aus der Soziologie, Psychologie und Kommunikationswissenschaft. Ziel ist, die Beobachtung feindseliger Texte auf Waffen über Zeiten und Kulturen hinweg – vom Altertum bis zur Gegenwart und vom Alten Orient bis in die Neue Welt – zu exemplifizieren und in vergleichenden Analysen zu diskutieren.

Bitte senden Sie Ihre Ideen mit einem vorläufigen Titel und einer knappen Skizze bis 30.9.2023 an die Projektinitiatorin Ulrike Ehmig unter ulrike.ehmig@bbaw.de. Eine Rückmeldung zum Vortragsprogramm erfolgt im Oktober 2023. Der Workshop soll Ende Februar 2024 (9. KW) in Berlin (Unter den Linden 8) stattfinden. Übernommen werden zwei Übernachtungen sowie die Reisekosten (DB, 2. Kl.) nach/von Berlin.

Stanniolabdrücke und Gipskopie römischer Schleuderbleie im Archiv des CIL, Fotos U. Ehmig

 

WENN WAFFEN SPRECHEN: INSCHRIFTENTEXTE AUF WAFFEN ALS PERFORMATIVE BOTSCHAFTEN

Projektförderung im Rahmen des Jahresthemas 2023/24 [Mit] Konflikte[n] umgehen
Fördergeber: Berliner Antike-Kolleg
PD Dr. Ulrike Ehmig

Gipskopien und Stanniolabdrücke von annähernd 1.000 römischen Schleuderbleie (glandes) mit Inschriftentexten kamen 2021 im Archiv des Corpus Inscriptionum Latinarum CIL zutage. Die Texte wurden mitgegossen oder eingestempelt und stellen nicht selten Beleidigungen und Diffamierungen des militärischen Feindes dar. Das Phänomen, auf Waffen und insbesondere Geschossen Beschimpfungen der gegnerischen Truppen, Machthaber oder Bevölkerung aufzubringen, ist bis in jüngste Zeit zu beobachten. Eine übergeordnete Betrachtung und Analyse hat es bis dato nicht gegeben. Sie ist Gegenstand des Projektes, das zwei zentrale Ziele verfolgt:

1. Die in Gips und Stanniol dokumentierten Schleuderbleie definieren den größten Sammlungsbestand dieser antiken Objekt- und Inschriftengruppe. Sie wurden im Zusammenhang mit der von Karl Zangemeister 1885 vorgelegten Edition der seinerzeit bekannten glandes mit lateinischen Texten angefertigt. Die Stücke sollen identifiziert, digitalisiert und über die Archivdatenbank des CIL Open Access zur Verfügung gestellt werden.

2. Geplant ist ein interdisziplinärer Workshop, der die Evidenz verunglimpfender, feindseliger Texte auf Waffen zusammenführen und die performativen Botschaften vergleichend analysieren soll. Dabei wird gezielt auch nach Zeugnissen gefragt, die ihre Wurzeln außerhalb Europas und der antiken Kulturen haben. Soziologische und psychologische Ansätze sollen helfen, gleichbleibende oder situationsbezogene Mechanismen zu identifizieren. Dabei wird es u. a. um die Frage gehen, ob Schmähungen immer eine Zuspitzung und Steigerung der mit Waffen ausgetragenen Konfrontation bedeuten oder aber ein Ventil sein können, das einen Konflikt entschärft und andere Weg weist, mit ihm umzugehen.

Angehörige der polnischen Verbände im britischen Heer beschriften am 29.7.1944 Bomben: „Maryśka, nie zapomnij o Adolfie“ – „Maria, vergiss Adolf nicht“, IWM HU 111735 (https://www.iwm.org.uk/collections/item/object/205232797)

WHEN WEAPONS SPEAK: INSCRIPTIONS ON WEAPONS AS PERFORMATIVE MESSAGES

Project funding within the framework of the annual theme 2023/24 [Mit] Konflikte[n] umgehen
Funding authority: Berliner Antike-Kolleg
PD Dr. Ulrike Ehmig

In 2021, plaster copies and tinfoil casts of nearly 1,000 Roman glandes (lead sling bullets) bearing inscriptions were discovered in the archives of the Corpus Inscriptionum Latinarum CIL. Incised or stamped onto the glandes, the texts often consist of insults and defamations of the military enemy. The phenomenon of inscribing insults directed at the enemy's troops, rulers or general population on weapons and particularly on ammunition has been documented throughout history, up to the present day. Thus far, though, there has been no general treatment or analysis of this phenomenon. This is the substance of the project, which has two key objectives:

1. The glandes documented in plaster and tin foil define the largest collection of this group of ancient objects and inscriptions. These copies were made in connection with the publication of a volume edited by Karl Zangemeister in 1885 that compiled all of the Latin glandes inscriptions known at that time. Project researchers will identify and digitize the individual casts and make them available for open access via the CIL archival database.

2. An interdisciplinary workshop will be held to condense the evidence of denigrating, hostile texts on arms and to undertake a comparative analysis of the performative messages. For this analysis, researchers will seek and examine evidences originating also outside of Europe and/or in cultures of other periods. Sociological and psychological approaches will help to identify systematic and case-specific mechanisms. One of the questions addressed will be whether invective is necessarily always associated with the intensification of a confrontation involving the clash of arms, or whether it can be an outlet that helps to defuse a conflict and shows other ways of dealing with it.